Sozialraumgebiet Humboldt-Gremberg

Der Sozialraum Humboldt/Gremberg ist im rechtsrheinischen Stadtgebiet Kölns gelegen und setzt sich aus gemischt genutzten Stadtteilen zusammen.
Humboldt und Gremberg entwickelte sich ab Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem Wohngebiet für die Arbeiterinnen und Arbeiter der benachbarten Fabriken.

 

Das Bezirkszentrum befindet sich entlang der Kalker Hauptstraße. Die dort ansässigen Geschäfte können den mittelfristigen Bedarf der Menschen in Humboldt-Gremberg und Kalk decken. Der Sozialraum ist an den öffentlichen Personennahverkehr gut angebunden. Die regelmäßig verkehrenden Bahn- und Buslinien sorgen für eine hohe Mobilität.

Der Anteil an Grünflächen ist im Sozialraum eher gering. Pro Kopf hat Humboldt-Gremberg mit Kalk zusammen den geringsten Anteil an Grünflächen stadtweit. Mit dem neu entstandenen Bürgerpark, dem Kalker Stadtgarten, dem Gremberger Wäldchen und dem Humboldt-Park sind zwar kleinere Grünflächen vorhanden, die jedoch aufgrund der zunehmenden Verdichtung im Sozialraum, nicht den notwendigen Bedarf decken.

Quelle: Stadt Köln

Wissenswertes über Humboldt-Gremberg

©Rheinische Industriekultur e.V.

Die Entwicklung der beiden südlich des Stadtteils Kalk gelegenen Ortsteile Humboldt und Gremberg verlief zunächst unterschiedlich. Das heutige Humboldt war dem Verwaltungsbezirk Deutz zugeordnet und somit auch 1888 nach Köln eingemeindet worden. Dagegen gehörte der Ortsteil Gremberg zur Gemeinde Vingst und wurde daher mit Vingst 1910 nach Köln eingemeindet.

Köln- Humboldt. Ein Veedel mit Geschichte

Die Geschichte von Köln-Humboldt von 1856 bis zum Ende des II. Weltkrieges

Als im Jahre 1856 die Firma Sievers & Co. als erstes der sich in Kalk ansiedelnden Industriewerke an der Südseite der uralten Bruggerstraße, der heutigen Kalker Hauptstraße, ihre erste Werkstätte mit 16 Arbeitern gründete, war das Gebiet des jetzigen Stadteils Köln-Humboldt noch eine weite Feldflur, durchzogen von einem der alten Rheinarme, der vom Westende des Gremberges herkommend sich in den Niederungen der Kalker Delle fortsetzte und an der Westseite der Kalk-Mülheimer Straße sich bis Mülheim hinzog.

Bis 1870 hatte die „Sievers Fabrik“ schon 350 Werkleute. Ihre Erzeugnisse — Maschinen für Bergbau, Kohlewäsche und Zerkleinerung — fanden weithin guten Absatz. Im Oktober 1870 ging die Firma Sievers & Co. in die neugegründete Maschinen-Aktiengesellschaft Humboldt über. Das neue Werk zeigte sich seines berühmten Paten, Alexander von Humboldt, nicht unwert. Es wuchs gewaltig, und seine Erzeugnisse trugen den Namen Humboldt und Kalk in alle Welt. Wie sich damals die Fabrikräume dehnten und die Schlote sich zusehends vermehrten, so wuchs auch das bis dahin noch unansehnliche Kalk fort und fort. Häuser und Häuschen wurden gebaut. Um nun für die vielen neu hinzuziehenden Arbeiter Wohnungen zu beschaffen, kaufte Martin Neuerburg, der erste Generaldirektor der Maschinen-Aktiengesellschaft Humboldt, westlich der Rolshover Straße, etwa 300 Meter von dieser entfernt, im Wimmersgrund große Bauplätze. Namen für die zwei neuen Straßen fand man auch. Die eine nannte man Martin-, die andere Philippstraße. Zunächst baute man 16 Häuser, je zwei unter einem Dachgeschoß. Heute noch sind die Häuser an der jetzigen Usinger und Nassaustraße vorhanden.

 


Verladerampe der Großbäckerein „Hoffnung“.
Aufnahme vermutlich aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts

 

Allein die ersten Wohnstätten im Wimmersgrund waren diese 16 Häuser nicht. Schon 1858 hatten die Gebrüder Krebs aus Deutz auf einem sandigen, unfruchtbaren Gelände, westlich vom Wimmersgrund, eine kleine Fabrik zur Herstellung von Sprengmaterial errichtet. Diese Fabrik hieß allgemein „die alte Pulvermühle“. Um 1870 baute man etwa einen Kilometer auf den Gremberg zu die neue Pulvermühle. Im Mai 1870 explodierte die alte Pulvermühle, glücklicherweise ohne Verlust an Menschenleben zu fordern. Die verbliebenen Mauerreste 3 wurden wieder hergestellt und zu Wohnungen — Notwohnungen würde man heute sagen — eingerichtet. In dem östlich davon gelegenen tiefen Gelände mit Lehmboden gab es Feldbrand-Ziegelöfen, deren ersten der Grundbesitzer Zündorf aus Deutz im Wimmersgrund angelegt hatte. An der Südseite der DeutzGießener Bahn, die auf hohem Bahndamm die Kalker Delle durchquerte, aber an der unteren Hauptstraße sowie an der Rolshover Straße nur die Höhe des Straßenniveaus hatte, lag eine weite und tiefe Kiesgrube. Sie hatte die Sand und Kiesmassen zur Aufschüttung des genannten Bahndammes hergeben müssen. Sie wurde von der chemischen Fabrik Vorster und Grüneberg in Kalk nach und nach mit weißgrauen und grünlichen, beizenden Abfallstoffen ihres Betriebes gefüllt. Ihr Name war „die Beiz“. Ziegeleibesitzer Zündorf hatte in der Nähe seiner Ziegelei einzelne Häuser gebaut, andere waren an der als Feldweg schon lange bestehenden Deutzer- und Gremberger Straße errichtet worden. Ackerer und Fuhrunternehmer Blameuser hatte schon 1864 Wohnhaus und Stallungen an der Westseite der Rolshover Straße erbaut. 1867 wurde das von Edmund Sönntgen bewohnte Haus an der Gremberger Straße gebaut. Im Jahre 1868 erstanden an der Deutzer Straße die von Heinrich Schlimm, Eberhard Sönntgen und Josef Krath bewohnten Häuser, 1870 die von Heinrich Volberg und Peter Mundorf. Heinrich Schlimm eröffnete das erste Wirtshaus und Peter Mundorf das erste Spezereiengeschäft im Wimmersgrund. Nach dem Bau der ersten Häuser der Maschinen-Aktiengesellschaft Humboldt fing auch diese Firma an, Feldbrandziegel für die Werk- und Häuserbauten herzustellen. So gab es Ende 1874 bereits 59 Wohnhäuser, von denen viele an der weiter angelegten Esser- und Jakobstraße lagen. Die neue Ansiedlung im Wimmersgrund bekam nun gleichsam von selbst nach den vielen Häusern, die von Humboldt erbaut wurden, den Namen „Humboldt-Kolonie“, woraus später bei der Eingemeindung KölnHumboldt wurde. Einen bedeutenden Einfluss auf die weitere Entwicklung von Köln-Humboldt hatte die Eröffnung des neuen Bergisch-Märkischen Bahnhofes Kalk, jetzt KalkSüd, am 1. Juni 1896. Für Kalk hatte dieser keine Bedeutung, für Köln-Humboldt lag er gerade vor der Tür. Die schnelle und billige Verbindung mit Köln trug zur Errichtung neuer, städtischer Wohnhäuser entschieden bei. Es bestand sonst nur die Möglichkeit, Köln zu erreichen, wenn man zu Fuß ging. Oder die Deutz-Kalker Pferdebahn benutzte, die am 23. Mai 1877 eröffnet worden war. Das Köln-Humboldt zu Deutz und nicht zu Kalk gehörte, wurde allen klar, als mit dem 1. April 1888 die Eingemeindung von Deutz mit der HumboldtKolonie und Poll in die Stadt Köln erfolgte. Wie es bei allen Eingemeindungen Sitte und Brauch ist, verschwinden in den eingemeindeten Orten in kürzester Zeit solche Straßennamen, die in der Großstadt bereits vorhanden sind. So konnten also Martin- und Jakob- sowie Philippstraße nicht bleiben, während Esser- und Wattstraße erhalten blieben. Es galt, für die genannten Straßen neue Namen zu finden. Da erinnerten sich geschichtskundige Herren in Deutz und Köln der Tatsache, dass Deutz mit seinen „auswendigen Dörfern“ einmal, wenn auch nur für wenige Jahre, dem Herzog von Nassau-Usingen zugeteilt war, nachdem es fast 800 Jahre zum Erzstift Köln gehört hatte. Diese Episode hat der Eingemeindung der städtischen Kommission für Straßennamen Gelegenheit gegeben, passende Namen für die alten Straßen im Wimmersgrund wählen zu können.

 

Der ehemalige Biergarten im Gremberger Wäldchen

 

So wurde die Martinstraße zur Nassaustraße und die Philippstraße zur Usinger Straße. Später kam dann auch die Bahn mit ihren Städten Ems, Weilburg, Wetzlar und Gießen als Straßennamen an die Reihe. Auch die Gebirge von Nassau und Hessen-Nassau durften nicht fehlen. So kamen Westerwald-, Taunus-, Odenwald- und Feldbergstraße hinzu. Es folgten dann noch Idstein- und Hachenburger Straße. Das Wachstum der Gemeinde schritt immer weiter fort. Überall entstanden neue Wohnhäuser. Am 1. April 1910 erfolgte die Eingemeindung von Kalk und Vingst nach Köln. Sowohl die Stadtgemeinde Kalk, als auch die Landgemeinde Vingst waren die nächsten Nachbarn von Köln-Humboldt. Die Gemeinde Vingst hatte eine weite Strecke ihres Gebietes an der östlichen Seite der Rolshover Straße, von der Ecke Dillenburger Straße (dem früheren uralten Vingster Kirchweg nach Deutz) bis an die Poller Grenze. Auf diesem Gebiet lagen der Bahnhof Kalk, die Fabrik Gottfried Hagen sowie eine ganze Anzahl von Wohnhäusern. Der Bau von zwei Straßenbahnen, die Köln-Humboldt berühren sollten, war geplant, und das Baumaterial wurde bereits angefahren.

 

Der „Kalker Bahnhof“ an der Lüderichstr./Odenwaldstr.

Die erste Bahn sollte eine rechtsrheinische Gürtelbahn sein und von Köln-Mülheim über Köln-Kalk, der Rolshover Straße folgend, nach Köln-Poll führen. Die zweite Bahn sollte von Köln-Deutz über die Gremberger- und Westerwaldstraße nach Köln-Gremberg und weiter nach Königsforst führen. Allen diesen Plänen setzte jedoch der Weltkrieg 1914—1918 ein jähes Ende. Auch in Köln-Humboldt gab es viele tapfere Streiter. 219Namen von Gefallenen weist die Ehrentafel auf. Der Waffenstillstand, der sich anschließende Rückzug der Truppen und noch mehr der Einzug der Besatzung brachten allerlei Schwierigkeiten. Doch auch diese wurden überwunden, und neues Leben erstand. Die geplanten Bahnen kamen aber nicht zur Ausführung. Stattdessen durchfuhren die großen Autobusse zweier Linien den Ortsbezirk. Die eine Linie kam von Köln-Mülheim, Wiener Platz, über Köln-Kalk und endete an der Pfarrkirche in Köln-Humboldt. Die andere Linie begann in Köln-Gremberg und führte über Köln-Deutz, Köln, nach Köln-Lindenthal. Damit hatte unser Ortsteil gute und schnelle Verbindungen nach allen Richtungen hin erhalten. Ein neuer Plan, das rechtsrheinische Köln durch eine Untergrundbahn mit Köln zu verbinden, tauchte auf. Der Untergrundbahnhof sollte auf das Gelände westlich der Pfarrkirche verlegt werden. Auch dieser Plan konnte in den Jahren der Arbeitslosigkeit nicht zur Ausführung kommen. In dem Dreieck zwischen den Straßen „An der Pulvermühle“, der Gremberger Straße und dem Bahndamm, der vom Bahnhof Köln-Kalk-Süd zur Südbrücke führte, legte die Firma Humboldt einen schönen Park an. Ihr zu Ehren wurde er Humboldt-Park genannt. Die städtische Gartenverwaltung nahm ihn in sorgsame Pflege und Obhut. Da kam der 2. Weltkrieg 1939—1945. Er brachte unendliches Leid über Köln-Humboldt. Viele Tote, Vermisste und Verwundete forderte er unter den zur Fahne einberufenen Einwohnern. Aber auch die Zivilbevölkerung musste Ungeheuerliches erleben. Im Jahre 1941 nahmen die Fliegerangriffe an Heftigkeit zu. Während in einzelnen Teilen Kölns, wie Kalk, Braunsfeld, Dellbrück usw. Fliegerschäden entstanden, blieb Köln-Humboldt vorerst ziemlich verschont. In der Nacht vom 1. auf den 2. März 1941 fielen auch Sprengbomben auf unser Ortsgebiet. Einen schweren Schlag brachte der Abend des 19. März 1941. Durch den Abwurf von Spreng- und Brandbomben entstanden schwere Schäden. Neue Schäden entstanden durch die Luftangriffe vom 2. 2. 43, 17. 6. 43 und 29. 6. 43. In der Nacht vom 3. zum 4. Juni 1943 wurde das rechtsrheinische Köln, besonders Poll, Köln-Humboldt, -Gremberg, -Vingst, -Deutz,-Kalk und -Buchforst bis Anfang -Mülheim, von einem besonders schweren Fliegerangriff heimgesucht. Ein großer Teil der Häuser wurde durch Spreng-und Brandbomben zerstört. Über 180 Tote hatte Köln-Humboldt zu beklagen, besonders in den Häusern der Taunusstraße (gegenüber der Pfarrkirche), Ecke Esser- und Wattstraße, sowie Usinger-, Odenwaldstraße und „An der Pulvermühle“. In der letztgenannten Straße war hinter der Schule Hachenburger Straße ein mächtiger Bombentrichter entstanden. Gegen 6 Uhr morgens suchten Leute, die den Luftangriff in den Luftschutzkellern gut überstanden hatten, für kurze Zeit Rast auf dem Rand des Trichters, um frische Luft zu schöpfen. Plötzlich explodierte in diesem Trichter eine zweite unbemerkt gebliebene Bombe mit Zeitzünder, und über 25 Personen wurden durch die Luft geschleudert und fielen in Stücke zerrissen auf den angrenzenden Straßen nieder. Viele Bewohner fanden bei Verwandten und Bekannten Unterkunft, andere ließen sich evakuieren. Aber an einzelnen Stellen begann sofort der Aufbau.


 

Diese Aufnahme zeigt die Taunusstr. aus Richtung Kalk. Der Photogaph war im Ort
und die Pänz versammeltensich für dieses Ereignis vor dessen Linse.

 

 

Es entstanden Verkaufsstellen und Notunterkünfte in Gärten, Kellern und Waschküchen. Andere erbauten sich aus den Steinen der zerstörten Häuser Notwohnungen. War zu Anfang Köln-Humboldt wie ausgestorben, so änderte sich bald das Bild. Immer mehr Bewohner kehrten zurück, besonders als die Werke die Arbeit allgemein wieder aufnahmen. In der Zeit von Weihnachten bis Ostern nahm die feindliche Lufttätigkeit immer mehr zu. In der Nacht und am Tage waren oft zwei und mehr Alarme. Manche Stunden verbrachten die Bewohner in dem großen Bunker an der Westerwaldstraße, da die anderen Luftschutzunterkünfte nicht mehr genügend Schutz boten. Diese ständige Aufregung wirkte sich sehr nachteilig auf den Gesundheitszustand aus. — Noch einen Großangriff erlebte Köln-Humboldt am 28.10.1944, mittags gegen 14.30 Uhr. Was bisher noch verschont geblieben war, ging in Trümmer oder stand in Flammen. Die meisten Bewohner waren nun ohne jede Bleibe. Sie ließen sich in andere Gegenden Deutschlands verschicken. Köln-Humboldt war fast wie ausgestorben.

Nun kam die Front immer näher. Als Köln besetzt wurde, kam der Artilleriebeschuss auf das rechtsrheinische Köln hinzu, und neue Schäden entstanden. Alle sehnten den Tag des Einzugs der alliierten Truppen herbei, der allen Aufregungen ein Ende setzen sollte.

Anfang Mai 1945 kam dieser Tag. Feindliche Infanterie zog von Köln-Poll kommend in Humboldt ein. Am 08.05.1945 kapitulierte Deutschland bedingungslos. Damit war der furchtbarste Krieg der Weltgeschichte zu Ende.

Text: „Pfarrkirche St. Engelbert 50 Jahre – Verfasser unbekannt